Studieren ohne Abitur

Ein Studium ist auch ohne Abitur möglich

Mit einem Meistertitel ist Studieren ohne Abitur in Deutschland kein Problem. Auch eine andere berufliche Qualifikation öffnet den Zugang zum Studium. Möglich gemacht hat das in erster Linie ein Beschluss der Konferenz der Kultusminister. Im Jahr 2009 beschlossen die Fachminister der Bundesländer, auch Studienwilligen, die nicht über ein Abitur verfügen, den Weg an eine Hochschule zu erleichtern. Sie müssen dafür nicht mehr an der Abendschule das Abitur nachholen.

Auch ein Fachabitur nachholen ist nicht mehr nötig. Allerdings gibt es für das Studieren ohne Abitur ein paar zusätzliche Voraussetzungen. Das kann ein Probestudium sein, eine Zugangsprüfung oder ein Eignungstest.

Studieren nicht ohne Bedingungen

Weiterbildung

Die Bedingungen für den Zugang zu einer Hochschule und dem Studieren ohne Abitur sind in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Denn die Bundesrepublik ist ein föderaler Staat. Deshalb hat jedes Bundesland und auch jede Hochschule andere Zulassungsbedingungen. Deshalb müssen sich zukünftige Studenten ohne Abitur vorher genau informieren. Einige der Hochschulen können möglicherweise Sonderegelungen haben. Von allgemeiner Gültigkeit ist eine Verordnung zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte aus dem Jahr 2010. Sie teilt die Bewerber, die ein Studium ohne Abitur machen wollen, in zwei Gruppen.

Studieren ohne Abitur
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Die Bedingungen für den Zugang zu einer Hochschule und dem Studieren ohne Abitur sind in Deutschland nicht einheitlich geregelt.

Meister als Türöffner

Eine der beiden Gruppen ist die der Meister und der Absolventen anderer Aufstiegsfortbildungen. In allen Bundesländern ist der Meistertitel einer Hochschulreife gleichgestellt. Ausnahme bildet hier das Land Brandenburg. Das gleiche gilt für andere Abschlüsse mit hohen Qualifikationen, wie etwa Techniker oder Fachwirte. Wer über einen solchen Abschluss verfügt, hat einen unmittelbaren zu Fachhochschulen und Universitäten. Unmittelbar heißt in diesem Zusammenhang, er braucht keine Zugangsprüfung mehr zu durchlaufen und muss auch nicht das Fachabitur nachholen. Studieren ohne Abitur ist also kein Problem.

In der Regel sind die anderen Aufstiegsfortbildungen erfolgreich bestandene staatliche Prüfungen oder IHK-Prüfungen. So kann etwa ein staatlich geprüfter Betriebswirt direkt für ein Studium mit Bachelor Abschluss einschreiben. Welche Nachweise die Hochschule braucht, an die eine Bewerbung geschickt wird, erfährt man direkt vor Ort. Von der Zulassungsstelle der betreffenden Hochschule oder Fachhochschule werden dann auch diese Nachweise geprüft. In manchen Bundesländern müssen Bewerber noch zu einem Beratungsgespräch. Auch ein Eignungsgespräch kann eine Hürde sein. Notwendig ist das in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Sachsen.

Zugang für beruflich Qualifizierte

Die zweite Gruppe potenzieller Studenten, die ohne Abitur an einer Hochschule oder einer Fachhochschule studieren können, sind beruflich Qualifizierte. Das sind Bewerber, deren Ausbildung wenigstens zwei Jahre gedauert hat und die eine Berufserfahrung von wenigstens drei Jahren vorweisen können. Möchte der Bewerber durch das Studium seine Berufserfahrung ergänzen, ist er ein so genannter fachtreuer Bewerber. Zum Teil ist es für diese Bewerber sogar möglich, ohne eine Eignungsprüfung den Zugang zum Studium zu bekommen. So kann ein Fachwirt für Recht ohne Probleme Jura studieren, ein Studium der Germanistik ist ohne Abitur dagegen nicht möglich. Ob die absolvierte Berufsausbildung und der gewünschte Studiengang tatsächlich zusammenpassen, wird von der Fakultät entschieden, an die sich der Bewerber wendet.

Prüfungen und Probestudium

Diverse Bundsländer und Hochschulen schicken Studienwillige zusätzlich noch durch Prüfungen, bevor diese ohne Abitur studieren dürfen. So gibt an manchen Einrichtungen etwa eine Zulassungsprüfung. Das ist ein Test mit einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Geprüft wird hier unter anderem das Allgemeinwissen des potenziellen Studenten. Außerdem muss er sich gut in Mathematik auskennen und Kenntnisse in Fremdsprachen, in der Regel in Englisch, nachweisen. Auch Aufgaben aus dem Fachbereich, in dem der zukünftige Studierende beruflich tätig ist, stehen zur Lösung an. Beratungsgespräche führen einige Fachhochschulen oder Universitäten noch vor diesen Tests durch. Übrigens erlaubt eine bestandene Zugangsprüfung lediglich den zum Studium an der Einrichtung, die auch geprüft hat. Soll an einer anderen Hochschule ein Studium aufgenommen werden, müssen dort Prüfung und Gespräche durchlaufen werden.

Einige Bundesländer führen eine so genannte Begabtenprüfung durch. Mit dieser Prüfung wird die Hochschulreife erworben. Die einzelnen Bereiche eines solchen Examens richten sich streng an den Anforderungen aus, die auch für die allgemeine Hochschulreife gelten. Wer sich einer solchen Begabtenprüfung unterziehen will, muss bereits das 25 Lebensjahr vollendet und zusätzlich mindestens fünf Jahre in einem Job gearbeitet haben. Wird die Begabtenprüfung bestanden, hat der Prüfling einen riesigen Vorteil. Denn er hat damit bundesweiten Hochschulzugang errungen. Nicht zuletzt gibt es das Probestudium, das einige Bundesländer verlangen. Zwischen zwei und vier Semester muss der Studienwillige an der von ihm ausgewählten Hochschule studieren. Dabei muss ereine Mindestzahl an Punkten erreichen. Schafft er das, darf das Studium fortgesetzt werden.

Quoten begrenzen Studentenzahl

Hochschulen haben sich generell für Menschen geöffnet, die ohne Abitur studieren wollen. Dennoch begrenzen einige Einrichtungen den Zugang für zulassungsbeschränkte Studiengänge. Weil es solche Quoten gibt, sind bislang nur bis zu etwa zehn Prozent der Studienplätze für Studienanfänger frei, die Studieren ohne Abitur wollen. Liegt die Zahl an Bewerbern höher, führen die meisten Hochschulen Auswahlgespräche zusätzlich zu den Zugangsprüfungen und Beratungsgesprächen durch. Sie forschen damit nach einmal genau nach, ob an der Interessent sich tatsächlich für ein Studium eignet. Sind die Bewerbungsunterlagen in Ordnung, wächst die Chance für eine Zulassung. Manchmal jedoch entscheidet erst das Los zwischen zwei Bewerbern.

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